Geburtsbericht LEA - 8.12.2006 15:41

Wieder einmal wurde kurz vor dem errechneten Termin eine leichte Verkalkung der Plazenta festgestellt. Erneut "drohte" also eine Einleitung. Was mir dieses Mal aber mehr Kopfzerbrechen verursachte, war das mögliche Zusammenfallen unserer beiden Geburtstage. Irgendwie stelle ich es mir für ein Kind nicht besonders prickelnd vor, am selben Tag wie die Mutter Geburtstag feiern zu müssen. Nimmt dem Anlass irgendwie etwas an Exklusivität. Nun war mir natürlich schon klar, dass ich das nicht wirklich steuern konnte, schliesslich war mein Befund - abgesehen von den völlig fehlenden Wehen - schon schön ausgereift, es konnte also jederzeit losgehen. Und wenn das Käferchen am siebten kommen wollte, dann war das eben so. Was mir aber wirklich Mühe machte, war die Vorstellung, die Geburt auf diesen Termin einzuleiten. Da CTG und Fruchtwasser aber ok waren, konnte ich meinen Arzt am Montag zu einem Kompromiss bewegen: unter der Voraussetzung, dass ich sicherheitshalber am Mittwoch noch einmal zur Untersuchung komme, würden wir die Einweisung ins KH erst auf Donnerstagabend setzen. Somit wäre der siebte "umschifft".


Am Mittwoch sah immer noch alles gut aus und so wurde ich für Donnerstagabend angemeldet.
Am Donnerstag ging ich dann gegen Mittag mit Sophie und ihrem Gepäck zu Ruth und Walter. Sophie blieb dann gleich da und ich fuhr am späteren Nachmittag nach Hause. Glücklicherweise kamen Joana und meine Mam noch zu Besuch - langsam wurde ich schon etwas nervös. Nicht so arg wie beim ersten Mal, teilweise wusste ich ja schon, was mich erwartete. Aber dennoch war es eine komische Situation und ich war um Ablenkung froh!


Gegen neun fuhren wir dann los. Auch jetzt zeigten Untersuchungen immer noch dasselbe: Muttermund leicht offen, schön weich, Baby kopfüber, wenn auch noch nicht soo tief im Becken, Herztöne in Ordnung. Nach Rücksprache mit Dr. Eltbogen wurde beschlossen gegen Morgen mit der Einleitung zu beginnen. Dieses Mal nicht mit einer Tablette (das wird wohl eher bei unreifem Befund gemacht) sondern mit Tropfen.


Um sechs wurde ich dann also an den Tropf gehängt. Zu Beginn wurde das Wehenmittel auf 12 Tropfen eingestellt und nach und nach (so etwa im stundentakt) um jeweils 12 Tropfen gesteigert. Dazu war ich ans CTG "gebunden", so dass man die Entwicklung der Wehen und die Herztöne des Babys beobachten konnte. Los ging's also! Die ersten Wehen waren auch sofort auf dem CTG sichtbar. Fühlen konnte ich allerdings noch nichts davon. Was fürs Frühstücken ja noch ganz nett war! Ab halb neun wurde ich von Frau Marti betreut. Der Morgen verging dank einem spannenden Buch eigentlich ganz schnell. Gegen elf war ich schon auf 72 Tropfen. Die Wehen waren weiterhin sichtbar, allerdings immer noch etwas kurz. Gespürt hab ich nur ein leichtes Ziehen, das hatte ich irgendwie anders in Erinnerung... Zwischendurch kam jetzt auch mal der Gedanke, ob ich jetzt wohl wider Erwarten eine dieser Einleitungen vor mir hatte, die sich über mehrere Tage zieht. Dabei gingen bei DEM Befund doch alle davon aus, dass es relativ schnell gehen würde. Dann der Hammer: plötzlich fielen auch noch die schwachen Wehen zusammen. Dafür hab ich plötzlich meine Hand bemerkt - die sah aus wie ein aufgeblasener Gummihandschuh! Ob die Nadel wohl aus der Vene gerutscht war und die Tropfen jetzt in die Hand liefen? Nun, dem war wohl nicht so, die Nadel sass noch gut. Es war anscheinend eine Wassereinlagerung - die dann wiederum die Vene soweit eingeengt hatte, dass das Blut wohl nicht mehr so gut floss. Also wurde abgestöpselt und an der andern Hand wieder frisch gepiekst und der Tropf angeschlossen.

Die ganze Sache ging also - etwa um zwölf Uhr - wieder von vorne los. Dieses Mal wurde die Dosis aber jeweils nach einer viertel Stunde um 12 Tropfen erhöht. Ich hab gemütlich mein Mittagessen genossen und die Zeitung gelesen. Da auf dem CTG gleich auch wieder Wehen erkennbar waren, war ich zu dem Zeitpunkt auch wieder sehr zuversichtlich und hatte keine Angst mehr vor einer Endlos-Einleitung. Im Gegenteil: ich genoss die Zeit wirklich. Wann konnte ich schon das letzte Mal einfach ein paar Stunden gemütlich sitzen, lesen und mich sonst um gar nichts kümmern. Ich sah das wirklich als Erholung an.


Nach nur einer Stunde, so um eins, begann ich dann das erste Mal die Wehen auch zu spüren. Ein klarer Unterschied zu denen am Morgen! Schon bald gab's auch Grund das erste Mal das Gesicht zu verziehen. Da tat sich also tatsächlich etwas! Die Geburt würde wohl doch noch an diesem Tag passieren. Das war schon ein Aufsteller. Um zwei bat ich die Hebamme dann um eine Loslösung vom CTG, mir war nicht mehr nach Sitzen und Liegen, ich wollte etwas herumgehen bzw. während den Wehen stehen. Etwa um die Zeit rief ich dann auch Brüli an. Er erkundigte sich, ob die Zeit noch reiche, um mir schnell neue Winterreifen auf meinen Wagen montieren zu lassen. Klar, kein Problem, ich war ja dankbar für diesen Service und Zeit genug blieb ja noch längst. Also verblieben wir so, dass er sofern er nicht gross anstehen musste, die Reifen noch montieren lassen und danach gleich ins KH fahren würde. Mit Mam hab ich bis viertel vor drei noch fleissig gesimst und sie auf dem Laufenden gehalten. Danach wurden die Wehen markant stärker (Die Abstände waren von Anfang an höchstens drei, vier Minuten) und ich hab Brüli auch noch eine SMS geschickt, weil ich fand, langsam würde mir seine Anwesenheit helfen. Er war schon unterwegs und kurz vor drei dann auch da.

Bald danach erkundigte sich Frau Marti, ob ich noch Lust auf ein Bad hätte - die Wanne sei frei geworden. Das Angebot nahm ich natürlich gerne an. Also zogen wir vom Gebärzimmer in das angrenzende Zimmer mit Badewanne. Das Wasser lief ein, aber bis eine so grosse Wanne gefüllt ist, dauert das natürlich etwas… Noch im "alten" Zimmer hatte ich bei einer Wehe plötzlich das Gefühl, ich hätte schon leichten Pressdrang. Aber das konnte ja nicht gut sein, oder? Nun, als ich dann im andern Zimmer war bestätigte sich bei der nächsten Wehe mein Verdacht: eindeutig schon Pressdrang. Die Wanne war zwar noch nicht ganz voll, ich durfte aber trotzdem rein. Kaum drin wieder eine Wehe. Frau Marti wollte noch einmal untersuchen, wie weit sich der Muttermund in der Zwischenzeit geöffnet hatte. Doch nach einem Blick zog sie die Handschuhe wieder aus und meinte: Da ist keine Untersuchung mehr nötig. Ich hatte aber kaum Zeit mir über diese Bemerkung Gedanken zu machen, denn jetzt kam eine echte Hammerwehe! Endlos schien sie mir. Immer wenn ich dachte, sie klingt ab, war sie wieder da. Frau Marti versuchte derweil mich dazu zu bringen, mich noch etwas anders hinzusetzen. Sie meinte immer wieder: das Kind will kommen. Nun ja, dass die Geburt nicht mehr Stunden dauerte, war mir ja schon klar, aber während der Wehe konnte ich mich schlicht nicht bewegen. Und es gab ja noch genügend Wehenpausen, in denen ich mich besser hinsetzen und dem Kind etwas Platz machen konnte.

In der nächsten Wehenpause tat ich das dann auch. Kaum schön hingebüschelt, schon ging's wieder los. Die Hebamme rief "Pressen, pressen!" Na das tat ich doch! "Der Kopf!" Hä? Wie meint sie jetzt das? Sieht man den schon? Gut - also weiterpressen. Das tat höllisch weh. Wieder irgendeine Bemerkung vom Kopf. Jetzt kam mir doch der leise Verdacht, dass vielleicht der Kopf schon draussen war. Aber Nein, SO schnell konnte das doch nicht gehen. Eigentlich wollte ich mich vor der nächsten Wehe etwas erholen - doch die Hebamme forderte mich auf gleich noch einmal zu Pressen. Dann das Erstaunliche: Wer schon mal ein Kind spontan geboren hat weiss, wenn der Körper rauskommt, fühlt sich das ganz anders an als der Rest. Da der grösste "Brocken" schon durch ist, kommt der Rest viel leichter nach, flutscht schon fast raus. Dann spürt man auch die unregelmässige Form, die der Körper im Gegensatz zum Kopf hat. Und ausserdem merkt man, dass da jetzt alles "ausgeleert" wird, was vorher noch im Bauch und Becken war. Tja und genau das alles spürte ich beim nächsten Pressen! Und schon hatte ich Lea im Arm!!

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Wanne je eine perplexere Mutter beherbergt hat... Ich konnte es kaum glauben! Das waren ganze fünf oder sechs Presswehen. Mein Arzt kam gerade noch rechtzeitig auf die letzte Wehe, die diensttuende Ärztin war bei der zweitletzten da. Es gibt bestimmt noch schnellere Geburten, aber wohl nicht viele!! Unglaublich: eine Stunde vorher war ich noch fröhlich am SMS schreiben und Brüli am Pneu wechseln...

Und jetzt war Lea da - gesund und munter!